Die Handballregeln sind subjektiv auslegbar, das Spiel ist manipulierbar und das Geld regiert
Noch nie war die Kritik an den Schiedsrichterleistungen im Deutschen Profihandball so laut wie heute!
In letzter Zeit hatte ich die Möglichkeit, das Handballgeschehen in drei Ländern näher zu betrachten: Deutschland, Spanien und Rumänien. Ich erlaube mir, ein paar kritische Äußerungen zu veröffentlichen. Die Handballregeln lassen den Schiedsrichtern sehr viele Möglichkeiten, nach eigenem Ermessen zu entscheiden. Im Vergleich zur dynamischen Entwicklung des Handballspiels, hinkt das Regelwerk hinterher und wird dadurch immer mehr subjektiv auslegbar. Es gibt mindestens drei Kernbereiche, in denen man mit Verbesserungen ansetzen könnte:
1. In jedem Spiel werden mindestens 3-4 Tore unrechtmäßig akzeptiert, weil entweder der Kreisläufer oder der Außenspieler zuerst im Kreis landet bevor er wirft. Es ist ratsam, die Schiedsrichter besser auf das Erkennen dieser Situation zu schulen, so dass solche irregulären Tore spontan besser erkannt werden. Hilfreich wäre es auch, wenn einer der Schiedsrichter speziell auf diesen Bereich ein Augenmerk legen würde!!
2. In jedem Spiel gibt es den klassischen „Ringkampf“ am Kreis. Dieser ist nicht selten gefährlich und sogar oftmals grotesk. Dabei gelingt es dem Kreisläufer entweder einen oder zwei Deckungsspieler in den Kreis zu drängen. Die Schiedsrichter entscheiden dann meist auf 7m oder sie pfeifen ein Foul. Beide Entscheidungen „können“ als richtig interpretiert werden! Diese Ringer – Kämpfe am Kreis müssen nicht nur schon im Ansatz erkannt und unterbunden werden, sondern es bedarf auch einer Definition, was akzeptiert wird und was nicht. Dafür müssen die Unparteiischen auf alle möglichen Spielvarianten geschult werden, um schnell beurteilen zu können, wie lange der Kreisläufer im Ballbesitz ist, um dann nur klare Wurfmöglichkeiten durchzulassen.
3. Selten ist ein Stürmerfoul klar zu erkennen. Ein athletischer Spieler kann beim „Überzieher“ den Abwehrspieler mitreißen, und die Schiedsrichter pfeifen Foul oder Stürmerfoul. Beide Entscheidungen„ können“ als richtig interpretiert werden! Ich bin sicher, dass 80% der Überzieher, Stürmerfouls sind!
Ich habe nur drei Beispiele aus der Spielpraxis angeführt, aber es gibt natürlich viel mehr Situationen, die einer klaren Definition im Regelwerk bedürfen. So z.B. das sogenannte „Zeitspiel“ und die „Basketballendergebnisse“! Es würde schon ein erster Schritt getan sein, wenn man wenigstens die drei genannten Spielsituationen durch nicht subjektiv deutbare Regularien „entschärfen“ würde. Ansonsten darf man sich nicht wundern, wenn sich die Unterstellungen oder gar Skandale in der Handballszene weiter häufen und gegen die Unparteiischen „scharf geschossen“ wird!
Nach meiner langen Spieler- und Trainerkarriere bin ich heute sicher, dass die Schiedsrichter überwiegend korrekte Entscheidungen treffen möchten. Das Regelwerk muss an die aktuelle Dynamik, an die athletischen Fähigkeiten der Spieler und an die resultierende Schnelligkeit des Spiels angepasst werden.
Ein Thema, das bisher noch nicht genug untersucht wurde, ist der Einfluss des Unterbewusstseins der Unparteiischen auf ihre Entscheidungen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass das Umfeld wie die Zuschauer, die Berichterstattung in den Medien, die Erwartungshaltung oder die persönliche Sympathie sowie der Respekt für eine Mannschaft keinen Einfluss haben auf den Menschen. Es ist grundsätzlich bekannt, dass das Unterbewusstsein an unseren Entscheidungen teilnimmt. Gerade in der Endphase eines Spiels werden oft Entscheidungen gefällt, die mehr auf dieser unterbewussten Ebene stattfinden, und wo die Neutralität aufgrund eines zu offenen Regelwerks gefährdet wird. So getroffene Entscheidungen wirken in brisanten Momenten oftmals ungerecht und sind besonders unverständlich und schmerzhaft für den Verlierer der Begegnung. Eine unter solchen Bedingungen losgetretene Kritik, trifft – in Ermangelung klarer Regeln – die Falschen.